Mittwoch, 26. November 2014

Auch Könige Fallen... - Kapitel VI -

-VI-

Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf der Erde, als eure Schulweisheit sich träumt.
Hamlet

Meine Augen reibend versuchte ich die Gestalt aus meinen Kopf zum Verschwinden zu bewegen aber egal, ich konnte so oft reiben wie ich wollte, Luzifer blieb dreist vor mir sitzen... einfach so...und was hießt hier ich bin sein Besitz? Scheiße... ich bin niemandes Besitz!
Zum kotzen...seine Anwesenheit brauchte ich wie ein Loch im Kopf,...vielleicht...vielleicht wenn ich mir schmerzen zuführen würde...vielleicht ginge er dann weg. Schließlich hatte es damals ja funktioniert, müsste doch diesmal auch funktionieren. Nur kleine Schnitte...nichts bedrohliches...nur kleine schnitte halt. Ja ich gebe zu, dass die Schmerz-Taktik nicht von langer Dauer war, aber das würde ja reichen...ich brauchte doch nur einen klaren Kopf und nicht Luzifer...

Den gefallen Engel nicht aus den Augen lassend, schaute ich um mich herum ob ein geeignetes scharfes Teil auf dem Tisch lag. Fündig geworden nahm ich das kleine Messer, dass ich irgend wann in grauer Vorzeit zum zerlegen eines Apfels verwendet hatte. Ohne viel Aufhebens nahm ich das Gerät und mit bedacht legte ich meine Arme unterm Tisch, so dass die Hände für den Gegenüber nicht ersichtlich waren. Vorsichtig schob ich den Ärmel meines linken Armes hoch und fing langsam zu ritzen an.
Der zugefügte Schmerz war ein ganz anderer als der, den ich zuvor bei Deans Tod verspürte, dieser war so viel klarer, transparent, geordnet ...nicht so stumpf, trüb und wirr...es half tatsächlich die Sinne zu fokussieren. Die Augen langsam schließend sog ich den Schmerz in mich hinein, ein kleiner Stich nach dem anderen... und betete leise das er doch bitte verschwinden möge.
Seufzend öffnete ich vorsichtig die Augen, hoffend dass Luzifer nicht mehr vorhanden wäre, nur um festzustellen dass er mit einer kaum sichtbaren Freunde mich die ganze Zeit beobachtet hatte.
Herablassend, ja schon fast gelangweilt fragte er süffisant..

Nun Sam,... sind wir jetzt fertig? Oder muss ich weiter deine jämmerliche selbst -verstümmelungen noch beiwohnen? Du weißt schon,....dass ich die Zeit der Welt habe...oder? Nur du mein Freund...nun ja...bedenke...deine Zeit ist was dein Bruder anbelangt...begrenzt. ...Tick...Tack...Tick...Tack...Dean ist im Sack.“

Ertappt zog ich rasch meinen Ärmel runter, und legte das Tatwerkzeug geschwind zur Seite.
Beschämt musste ich mir eingestehen ob ich wollte oder nicht,...dass rein der Logik nach er recht hatte, ich könnte mich jetzt in Selbstmitleid suhlen oder mich damit abfinden, dass ich das beschissenen Los gezogen habe den arroganten Sack als road groupie auf meiner Hell-Tour zu haben.
Im Grunde genommen geht es hier nicht um mich, nicht um mein befinden, nicht um meine Eitelkeit oder gar um meine Bedürfnisse, mein einzig Interesse gilt doch die Sicherheit meines Bruders, und solange Crowley seine Finger mit drin hat, ist mein Bruder in Gefahr, unabhängig ob tot oder lebendig.

Unmittelbar nach dem Entschluss mein egoistisches Wehklagen und jammern zu beenden, spürte ich wie eine glühende Flamme sich in mir ausbreitete,.. sich um mein Herz schlängelte,... spürte schmerzlich wie jede einzelne Flamme sich tief in das fest schlagende Gewebe hineinfraß,...spürte wie die Muskelfaser und Blutadern zerrissen und kurzerhand sich neu um das nun festsitzende fremde Element in meinen jetzt feurigen Herzen formierten.
Nicht blinder, kalter Hass oder gar Selbstmitleid sollten mich leiten und Luzifer die Freude bescheren sich satt zu fressen an meinen trostlosen Emotionen, nein...nein, das Gegenteil werde ich ihn offerieren. Er soll verhungern,...verhungern am lebendigen Leibe vor einem leeren trog nicht vorhandener Emotionen.

Erstarkt durch meinen Entschluss schaute ich zu ihm hoch, klaren Geistes realisierte ich die abscheuliche Erbärmlichkeit die mir gegenüber saß. Getrieben durch seine innere Selbstsucht, seiner einzigen liebe zu sich selbst, war dieses unsterbliche Wesen, verbittert und einsam. Das einzige was ihn trieb war der unendlichen Schmerz der Einsamkeit, den er seit Jahrtausenden fühlte und mit Freuden anderen zufügte. Solange ich einzig um meinen Verlust trauerte war ich sein Aphrodisiakum, sein Nektar von dem er Energie beziehen konnte um zu existieren,... nahm ich jedoch mein Ego aus seinem Nahrungskreislauf würde er eines elendiglichen hungers sterben, verblassen und ins unendliche nichts fallen...
Luzifer bemerkte mit Unbehagen die langsame Veränderung die in mir vor sich ging, die Transformation meines Seins, die Erkenntnis was tatsächlich die Welt bewegt, die Wahl zu haben, zu entscheiden über sein eigen Schicksal. Und das Fundament des Ganzen, so banal es klingen mag, die uneingeschränkte empfundene Liebe anderen gegenüber und dieses weiter zu reichen unabhängig ob diese erwidert wird oder nicht.
Nicht angetan von dieser ihm zum Nachteil gereichten Veränderung, räusperte Luzifer sich.

Nun wie ich sehe hast du die züngelnde Flamme des uneingeschränkten geistigen Seins empfangen, ob ich damit glücklich bin steht außer Frage,...die Frage ist eher kannst DU diese Flamme nähren und am Leben erhalten? Ich persönlich glaube kaum...denn DU bist schwach...und kläglich,... mal ganz ehrlich... Dean sieht es genauso...frage dich warum er lieber Zuflucht zu niederen Wesen wie diesem mitleidigen Engel, dem Vampir und JETZT den Dämonen Crowley sucht? Denkst du tatsächlich, dass wo immer er ist und was immer er auch momentan tun sollte,...von DIR gerettet werden will? Denkst DU das tatsächlich? Oder blendet jetzt dein Hochmut dein Urteilsvermögen? Denn bedenke er hatte die WAHL zu entscheiden, und er hatte sich entschieden...“
Ich sah ihn sehr aufmerksam zu, registrierte jede Bewegung, sein bemühen die Oberhand zu behalten... jedoch dass einzige was ich sah und hörte war wie er einer gefangene Schlange gleich versuchte sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Er zappelte und wand sich ohne Erfolg. Ich hörte nur das charakterlose winseln eines bemitleideten besiegten, ...wer war hier der erbärmliche...ohh Luzifer du magst zwar zweifeln säen … nur leider mag deine verfaulte Saat nicht bei mir fruchten...

„ Nun Luzy,..ich darf dich doch so nennen, schließlich bedienst du dich meines Namens in solch unnachahmlicher persönlicher Art. Und da du meinst ich gehöre dir, können wir ja ungezwungen mit einander reden. ...Wie du ja bekanntlich wissen müsstest heiße ich SAMUEL,der von Gott erhörte, ein Name den DU nicht aussprechen kannst ohne das Kotzen zu bekommen. ...Wie Kommt es wohl? Upps.. stimmt ja weil dein Vater nicht mehr mit dir redet...und dir nicht mehr zuhört...echt scheiße was...und nun hat die,...sagen wir mal die Vorhersehung ausgerechnet deine irdische Hülle mit einem Namen versehen, dass dir die Krätze gibt...Humor hat das Universum, muss man ja lassen. Daher schiebe deine Unfähigkeit nicht auf mich. Des Weiteren, wer sagt denn das Dean die tatsächliche Wahl hatte? Denn wie du ja selber weißt kann eine Wahl nur getroffen werden wenn alle Informationen gegeben sind, ...tappt man aber im Dunkeln, wird bewusst in die Irre geführt,...nun hat dies letzten Endes absolut nichts mit einer freier Entscheidung mehr zu tun. Folglich Luzifer kannst du dir deine billig Weisheiten in den werten Arsch schieben. Daher verpiss dich...ich habe zu tun!“

Kaum ausgesprochen sah ich wie Luzifer in sich verblasste und sein Erscheinen nicht mehr die bedrohliche Ausstrahlung hatte wie am Anfang, das Gegenteil traf eher ein, da ich seine innere treibende Ängste kannte, schließlich war ich einige Zeit mit ihm eingekerkert, konnte er mir vorläufig nichts anhaben, seine Magie hatte mir gegenüber erst mal an kraft verloren...denn eine versteckte Kraft kann nur Macht ausüben wenn der, der bezwungen werden soll unwissend ist. Natürlich war ich mir bewusst, dass dies nicht die letzte Begegnung sein wird.

Nun gut Junge, wenn du meist das Ei des Columbus gefressen zu haben,...bitte...dann lass ich dich vorläufig in deinem Glauben, aber...sei dir eins gewiss...ich werde stets in den tiefen deines Herzen lauern, nur darauf wartend bis du wieder einknickst und zu der jämmerlichen Gestalt wirst, welches du zuvor warst... und mal ehrlich dazu gehört nicht viel..ach, und nebenbei viel Spaß bei deinem Vorhaben, es wird mir eine Freude sein dir dabei zu zuschauen wie du kläglich versagst. “

Echt...dass ist seine Drohung? Man muss Luzifer verzweifelt sein...ich bin ein Mensch, natürlich mach ich Fehler...Luzy was für eine brillante Auffassungsgabe...
Mit einem kalten lächeln winkte ich ihm zum Abschied. So wie er arrogant auftauchte, so verschwand er auch. Ist immer wieder verwunderlich, dass diese Engel völlig erstaunt, gar erbost sind wenn man sie vor die Tür setzt, mit Gadreel damals war es nicht anders.
Da ich mit Wissen bluffte worüber ich noch in keinster weise verfügte, ...sicherlich einiges ist mir bekannt,...brauchte ich was handfesteres als die Bücher hier, etwas lebendigeres, richtiges Wissen um gegen Crowley und seine Dämonen vorzugehen...und es gab nur einen Ort in den Staaten, die mit dem Verborgenen, dem Spiritismus nicht nur vertraut waren sondern es auch praktizierten und das war New Orleans.


To be continued...

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