Samstag, 6. Dezember 2014

Auch Könige Fallen... - Kapitel VIV -

-VIV-

Geh deinen Weg und lass die Leute reden.
Dante

Bis die sich entschieden haben welche Regelwerke und Bücher von Bedeutung für mich wären, beobachte ich die Gruppe mit etwas Abstand. Der eine Teil wuselte in den Büchern und der andere Teil diskutierte welche Wesen wohl am geeignetsten wären um zu Diensten zu stehen. Es war wie in einem Harry Potter Film... fehlte nur noch Dumbledore... so angenehm die Gruppe auch war... trotz der innigen wärme die mir von diesen Fremden entgegen kam, nagten die Erinnerungen aus meiner Zeit in der Hölle noch in meinen tiefen Innern... was wollte ich überhaupt? Je länger ich zusah um so unsicherer wurde ich... nee unsicher nicht... anders... eher entschlossener, dass ich meinen Weg alleine fortsetzen wollte... ich konnte und wollte nicht zu lassen, dass wieder Unschuldige wegen mir... meinen Anliegen in Gefahr oder womöglich getötet werden konnten.

Leise wand ich mich Richtung Ausgang, um noch die im Zimmer verbleibenden Sachen zu holen, als auf dem Treppenansatz mich Gérôme dezent abfing. Erschrocken, dass mein abhauen vielleicht aufgefallen wäre stammelte ich vor mich hin.

Ähm..ich wollte...äh...die Toilette aufsuchen und...“

Vorsichtig griff Gérôme meinen Arm und flüsterte mir leise zu, dass meine Sachen schon von ihm gepackt und zum Auto gebracht worden wären...

Sam... so gerne ich diese Menschen mag... spüre ich, dass deren Intentionen nicht deine sind... in dem Augenblick als ich dir in die Augen sah ahnte ich intuitiv, dass das Wissen der Societé dir in deinem Vorhaben nichts bringen würde, darüber hinaus bin ich mir nicht sicher, dass das was in dir jetzt brennt, das ist was die Herrschaften tatsächlich meinen zu denken, und ich eher die Gefahr sehe, dass sie dich als Versuchskaninchen betrachten...es ist nicht böse gemeint...nur manchmal vergessen sie in ihrem Eifer das menschliche... und die Moral geht flöten.“

Während er sprach drückte er mir was in die Hand, neugierig schaute ich nach. Ein Medaillon wie man sie bei jeder Wahlfahrt erhalten kann. Auf der einen Seite war ein Abbild von einem älteren bärtigen Man und auf der anderen Seite eine bizarre Ansammlung von Buchstaben. Verwundert blickte ich an...

Ähm... was soll das sein? Etwa ein Schutz Medaillon...oder was ähnliches, und was bedeuten die Buchstaben VRS – NSMV – SMQL – IVB?“

Lächelnd dirigierte er mich zur Tür und beim hinausgehen Richtung Auto erwiderte er.

Der Kerl der Abgebildet ist, ist der Heilige Benedikt. Nach ihm wurde der Orden der Benediktiner benannt, er war bei der Bevölkerung sehr beliebt nur nicht bei einigen Mönchen, da er sagen wir mal die bestehenden Strukturen verändern wollte...so sagen es die Offiziellen Schriften, nur was nicht offiziell ist...da nicht opportun...dass er eigentlich gegen Dämonen kämpfte und er sozusagen den ersten Exorzismus nach Jesus und seinen Jüngern durchgeführt hatte. Nun die Buchstaben, die du siehst sind jeweils die Anfangssilben des Exorzismus Spruches. Daher merke dir...

Vade retro Satana!
Numquam suade mihi vana.
Sunt mala quae libas.
Ipse venena bibas!

Wörtlich übersetzt heißt es ungefähr...Satan weiche von mir, führe mich nicht in Versuchung, das was du bietest ist von übel Natur, dein Gift kannst du selber trinken... nun kurz gesagt es hilft gegen jede Art von Dämonen, und sollte dir zumindest wo du hingehen willst eher von nutzen als irgendein Zeichen aus dem kleinen Salomon oder Grimoires sein... beziehungsweise vermute ich das du die wichtigsten Zeichen eh beherrscht.“

Verlegen blickte ich an, dass letzte mal, dass mir jemanden was nützliches vermittelte war Bobby. Bei den Gedanken an Bobby verspürte ich eine kleinen Stich im herzen... Gott wie ich diesen alten Mann vermisse... auch nach zwei Jahren tut der Verlust immer noch weh...und jetzt Dean... nahm dies nie ein Ende? Seufzend wand ich mich dem Auto zu, als mir schlagartig wieder einfiel warum ich überhaupt nach New Orleans gekommen war.

Ähm... danke Gérôme, deine Unterstützung weiß ich zu schätzen... wirklich, nur... wie soll ich es sagen... also ich weiß immer noch nicht wo das Hell-Gate befindet... ich muss dringendst Crowley finden, er ist der einzige der über den verbleib von Dean was wissen kann, nur leider erwidert er meine Beschwörungen nicht... was gegen jede Regel spricht...dem zu folge muss er Dreck am stecken haben...“

Schmunzelnd unterbrach mich Gérôme.

Ach Sam, das ist ganz einfach, zumindest dachte ich das wäre dir bekannt. Den Eingang findest du in der Alten St. Louis Friedhof hier im French Quartier in der Conti-street. Bei dem Grabstein von Delphine LaLaurie... sie war die erste Serienmörderin der Stadt... passend nicht war. Nun, um das Portal zu öffnen ist ein Blutritual vonnöten, aber das ist dir sicherlich bewusst, entweder nimmst du dein Blut oder das Blut eines Hahns... kein Huhn sondern es sollte ein Hahn sein... dann verlangst du dreimal nach einlas... unmittelbar müsste sich das Portal dann öffnen...“

Die Drei und ein Hahn...sollte dies mir sorgen bereiten oder mich amüsieren... eine schöne Anspielung auf die Tatsache, wer freiwillig die Hölle betritt automatisch Verrat an Gott begeht...

In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen! ....ja... Luzifer ist ehrlich auf seine Art, aber auch nur sich selber gegenüber. Danke Gérôme, für deine Hilfe...ich weiß es zu schätzen...“ 

Ich stieg dann in den Wagen als Gérôme leicht Kopfschüttelnd kurz zu mir ans Autofenster kam. Man sah ihm direkt an, dass ihn noch was am Herzen lag.

Sam... dank mir nicht... noch bist du am Anfang deiner Reise... Incipe pollicitis addere facta tuis... aber verliere dich nicht dabei und vergiss nie warum du diese Beschwerliche Reise auf dich nehmen willst, andere vor dir, auch mit heroischen Absichten, haben es nicht geschafft... aber du mein Freund, du könntest es schaffen, in dir steckt mehr als man von außen erahnen könnte... bon chance mon ami... bon chance... hab vertrauen.“

Kaum zu ende gesprochen wandte er sich von mir ab und ging langsam zurück ins Haus. Er hatte recht mit dem Zitat von Horaz 'Beginne deinen Versprechungen Taten hinzuzufügen', es wurde Zeit aktiv zu werden, jede Stunde die verging gewann Crowley eine Stunde dazu... ich wollte gerade den Motor anlassen als ich auf dem Beifahrersitz ein altes Buch mit einer Notiz darauf liegend sah... merkwürdig als ich einstieg lag es nicht da... augenblicklich schaute ich hoch um zu schauen ob noch jemand zu sehen wäre, es war aber niemand da. Neugierig nahm ich den losen Zettel... mit Tinte und einer verschnörkelten Schrift geschrieben stand ich solle mich auf den Namen konzentrieren die in diesem Buch unterstrichen wären, 'diese jene wären die, die dir sicherlich von Nutzen wären'. Sonst weiter nichts geschrieben und auch keine Unterschrift war vorhanden. Vorsichtig nahm ich das Buch...es war alt... sehr alt... gebunden in alten braunen Leder mit einem kleinen Siegel darauf... beim Aufklappen war dann zu lesen 'De praestigiis daemonum' von Johann Weyer mit dem 'Pseudomonarchia daemonum'... veröffentlicht 1563 in Basel... ich erinnere mich Bobby davon sprechen gehört zu haben... diese Niederschrift beinhaltete die ganzen Namen derer Dämonen, die in Luzifers Reich das Sagen haben... und nicht nur das Sagen... sondern auch noch seine Legionen führen... 
 
Nach einer kurzen fahrt fand ich ein billiges Motel, bei dem ich sicher sein konnte, dass der Besitzer oder Portier nicht zu sehr auf meine ausgeborgten Kreditkarten schauen würde. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, der Wagen umgeparkt, die Sachen ins Zimmer gebracht und ich geduscht hatte, lag ich auf dem Bett und starrte die Zimmerdecke an. An Schlaf war nicht zu denken, jedes mal wenn ich die Augen schloss... hörte ich ein leises ich bin stolz auf uns...

Da konnte ich genauso gut in dem 'Pseudomonarchia' herumblättern. Vor mir das Buch und eine Flasche Whisky und Glas mit etwas Eis konnte das Recherchieren beginnen... laut Weyer beinhaltet das Pseudomonarchia eine Liste von 72 Höllen Herrscher, die auf den ersten Teil des Lemegetons zurückgeht. Angeblich schloss König Salomo diese Dämonen in ein Gefäß ein und versenkte es dann in einem tiefen See. Die Babylonier, die es gefunden haben sollen, zerbrachen das Gefäß, da sie glaubten, einen verborgenen Schatz entdeckt zu haben. Dadurch erlangten die Dämonen wieder ihre Freiheit... na super... tja und Dean und ich haben den Rest besorgt.
Nur jetzt stellt sich die Frage, wen könnte Crowley angepisst haben... beziehungsweise welcher dieser Herrscher könnte denn von Nutzen sein... es muss doch einen geben den Crowley's Ehrgeiz zuwider ist. Nach dem Motto der Feind meines Feindes ist mein Freund. Schließlich war der Dämon Abbadon ja auch kein Freund von Crowley... und nur durch Deans Hilfe mit dem 'Marc of Cain' konnte Crowley Abbadon los werden. 
 
Genau vier von den 72 Dämonen waren unterstrichen...'König Paimon', Luzifers treuster und mit gefährlichster Untergebener... 'Herzog Buné' ein mächtiger Gefallener, der Tote zu Dämonen verwandeln kann... 'Herzog Flauros' ein weiterer Gefallener, der die Macht hat Rache im Auftrag von Sterblichen an Dämonen auszuüben... 'Herzog Phenex' einer der wenigen Gefallenen die noch hoffen wieder in den Himmlischen Spähren zu gelangen... und 'Graf Andromalius' bestraft Diebe, Niederträchtige Personen und spürt verborgene Schätze sowie Boshaftes und unehrliches Handeln auf...

Der Kopf brummte von dem vielen Latein lesen, und die Augen schmerzten... zumindest hatte ich einen weiteren Anhaltspunkt...mein Plan nahm langsam Form an, ich wusste wo, den St. Louis Friedhof... ich wusste wie, Blut und dreimal um einlas bitten... und mit wem, der Herzog Phenex schien für die erste Runde am geeignetsten zu sein... zumindest hatten wir etwas gemeinsames.
Die Gewissheit nicht mehr völlig im Dunkeln zu tappen und den Mächten ausgeliefert zu gab mir ein beruhigendes und sicheres Gefühl. Den letzten Schluck Whisky noch zu mir nehmend legte ich mich jetzt endlich müde aufs Bett... ja... morgen werde ich meine Versprechen in Taten umsetzen... so wahr mir Gott helfe.

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